Seite:De Alemannia XXI 152.jpg

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einer speise hete gegeben, das er ir ze hant sant wirdicklich, also das sie iren geheiligten leip, da sie in zu der selben stund enpfangen hete, sah als die aller leutersten cristallen, die je gesehen ward. Und der was in solher klarheit piss zum gürtel. Und in dem cristallinen leibe da sah sie unsern herrn, und ir selbs sel miteinander unseglicher zartnuss pflegen, und vereinunge aller der spilende freüde, die unmüglich ist ze enpfahen menschlichen synnen. Und dar über sol man wissen, das sie iren geist alle zeit in solches jubilum het gerichtet, das ir andere mange gnad ist wider varen, die wir unterwegen lassen durch die lenge der rede, das da von icht urdrüsz wahse, und also beleib dise selige swester in zunemender genad, piss got sein reicheit mit im noss.

Es was auch ein ley swester, die hiess Irmgart, des aller tugenlichsten wandels, das je gesehen ward, an demütigkeit, an miltigkeit, an getreüem dinste, an heiligem leben, an innerm gepet und übertreffenlicher andacht und der seligkeit habt sie an steticklichen, also das ir got mangen trost erczeiget. Und da sie kom zu dem alter und zu kranckeit, das sie nymmer arbeiten mochte, und von dem pette nicht kom, wann da man sie hinfürte, und da mange elende und jamer erleit, und auch mit aller kranckeit pracht sie gross gepet für, und zu der selben gewönlichen andacht slieff nit der, der ein geber ist aller genad. Und eins mals, da gotes gepürtlicher tag was von der ewigen megde, da het dise andechtige swester unsern herrn enpfangen vor vormabent an irem bette, und dar nach da ging der convent wider in den kor an ir andacht. Die swester beleibe allein ellende und an allen trost an irem bette. Da kom daz aller schönste kint, das je gesehen wart, das was in der pildunge, als es dennoch nit gegeen mochte, und also kroch es zu der siechhaustür hin zu ir mit henden und mit füssen auff allen viren, piss es für sie kom, und auff ir pette gesass. Und da sprach das götlich kint zu ir: Was wiltu oder was begerestu? Da sprach sie: Da freüst mich gar sere, und wolt, das du mir ein pürden holczes prechtest, wann es von grosser kelte gar ein sörglich weter was. Und da sie sich mit dem kinde aller freüde nitet, da kom die aller schönste und ersamste frau, die je gesehen ward, und nam ir das kint. Und sie sprach, sie wolt mit dem kinde gan in die öbern gegent, und das verstunt sie, das sie dahin wolte, da der convent unsern herrn enpfachen wolte. Und dar nach hete die siech swester so grossen und unseglichen jamer nach dem zarten kinde, das sie alles das zu unru pracht, das umb sie was, und schrey an zal als ein mensch, das an synn ist: Zarter knab, kum her wider zu mir! Und da der convent des selben tages für sie hin ging, da sie den tisch segen sungen, da schrei sie: Waffen, da sein die rauberin, die ir ir kint heten genumen. Und auch nach dem selben inbisse ze hant, als scharpf das wetter vor was gewessen, als milt ward es da,

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Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_152.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)