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Karlsruhe am 2. Nov. die überraschende Nachricht, es seien Verhältnisse eingetreten, nach welchen auf den diesseitigen Bericht (um Ueberlassung der genannten Bibliothek) noch keine Entscheidung gegeben werden könne. Und auf abermalige Eingabe hin schrieb das Ministerium am 4. April 1820 zurück, dass „die früher obgewalteten Hindernisse noch fortbestehen; jedoch ergehe jetzt die nöthige Erinnerung an die betreffenden Stellen.“ So wurde man hingehalten, um schliesslich erst recht in der Hoffnung getäuscht zu werden. Am 10. Februar 1821 eröffnete nämlich das Ministerium, dass die Kapuzinerbibliothek vom Großherzog „an die Kathol. Kirchensektion mit den noch vorhandenen Mendikantenklöstern zu kirchlichen Zwecken überlassen, und bereits anderweit darüber disponirt worden sei“. Wie zum Ersatz für das mit der genannten Bibliothek entgangene Bibelwerk erhielt die Universität im Januar 1822 von Professor Leander van Ess in Marburg 16 wertvolle Bibeln, meist in allerhand fremden Sprachen. – 1825 erhielt sie einen beträchtlichen Teil der Bücherschätze des † Hofr. Ruef.

Solche Geschenke waren um so geschätzter, als die Bibliothekskasse sich allerhand Beschränkungen aufzulegen genötigt war. So wurde – da die Bibliothekskommission einen großen Passivstand festzustellen hatte – z. B. am 22. Februar 1827 beschlossen, den vier Fakultäten Nachricht zu geben, „dass zur Anschaffung neuer Bücher von der nächsten Ostermesse[1] durchgreifend nur die Hälfte der als Regel festgesetzten Summe disponibel sei.“

So musste man denn sich auf alle erdenkliche Weise aufhelfen. Z. B. versteigerte man im Laufe der zwanziger Jahre eine ganze Anzahl von Dubletten,[2] um von dem erlösten Geld neue Bücher anschaffen zu können. Auch ersteigerte man billig aus dem Nachlasse verschiedener Professoren ansehnliche Bücherschätze, so 1831 aus den Hinterlassenschaften der Hofräte Menzinger (im Betrage von 171 fl. 19 kr.) und Schmiderer (um 27 Louisd’or), aus der eines gewissen Professor Nessler in Straßburg (um 912 frcs.) u. s. f. Auch aus dem


  1. Alljährlich wurden jeweils zur Oster- und zur Michaelismesse von den 4 Fakultäten der Bibliothekskommission Vorschläge gemacht und für eine bestimmte Summe Geldes Bücher angeschafft.
  2. vgl. H. Schreiber „Chronik d. Univ. vom Schuljahr 1824 bis dahin 1829.“ Herbstprogramm 1820. S. 7 und 8.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_156.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)