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Jugend an mehreren anderen Orten gezeigt, sich davon ganz rein erhalten habe.

Aber das alles vermochte nicht, das Misstrauen, welches in regirenden Kreisen gegen die Universität herrschte, aus der Welt zu schaffen. Und nachdem diese erbitterte Stimmung einmal da war, hätte selbst ein geringerer Anlass genügt, die Katastrophe herbeizuführen. Um so unausbleiblicher war diese, nachdem gerade am Geburtstag des Großherzogs, 29. Aug. 1832, arge Ausschreitungen vor der Hauptwache vorgekommen, an denen auch wenige[1] Akademiker beteiligt waren. Wie aus den erst am 24. Juli 1834 zum Abschluss gekommenen Verhandlungen hervorgeht, war der Verlauf folgender. Durch das schon früher verbotene Lied: „Burschen heraus!“ wurde zunächst zur Teilnahme aufgefordert. Dann gings in wildem Zug durch die Straßen unter Absingen der Hambacher Lieder. Unterwegs wurde einem wegen schwerer politischer Vergehen Verhafteten ein Vivat gebracht. Nach dieser „würdigen“ Vorbereitung erfolgte – z. T. unter weiterer Absingung verbotener Lieder – die tumultuarische Aufstellung vor der Hauptwache, wo es zu einem Kampf mit dem Militär kam, bei dem jedoch die Akademiker bald den Platz räumten. Dabei wurden namentlich die zwei Pedellen der Universität „arg misshandelt.“[2] Die ganze Sache schien auf einer – verbotenen – Versammlung verabredet worden zu sein.

Diese Auftritte also wurden bei ihrer offenbaren burschenschaftlichen Tendenz und weil die meisten der Teilnehmer einer verbotenen Gesellschaft Germania (s. unten) angehörten, als eine Beleidigung des Landesherrn und als ein Hohn auf alle gutgesinnten Bürger, welche festlich seinen Geburtstag begingen, angesehen.


  1. Viele können es schon deswegen kaum gewesen sein, weil der Vorgang in die Ferien fiel.
  2. Der eine von ihnen klagte namentlich auf Schadenersatz, weil ihm ein seidener Regenschirm abhanden gekommen war, den er später nicht wieder erhielt (!). Da das Militärkommando keine Miene machte, die beiden zu entschädigen, so trug man beim Ministerium um eine Entschädigung von 22 bzw. 11 fl. aus der Universitätskasse an. Da der eine aber darauf verzichtete, begnügte auch der andere sich mit 18 fl., die er am 9. Jan. 1835 bewilligt erhielt.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_232.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)