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an den Senat ein, um die Entfernung Emmerts zu bewirken. Sie hatten diese ihre Absicht demselben sogar durch eine Abordnung persönlich und unumwunden erklären lassen. Der Senat verwies den Akademikern „das Ungeeignete ihres Schrittes“ und ließ ihnen ihre „in Form und Inhalt ungehörige“ Eingabe zurückerstatten. Aber schon vier Tage darauf, am 30. d. M. fassten die Akademiker einen ähnlichen Beschluss in einer neuen Studentenversammlung. Jetzt sah sich der Senat genötigt, einen Bericht an das Ministerium zu machen. In diesem sprach man sich natürlich tadelnd über das eigenmächtige Vorgehen der Studenten aus, erklärte jedoch, dass „wie die Sachen jetzt stehen, eine Fortexistenz des Amtmannes Emmert in seiner bisherigen Wirksamkeit kaum möglich seyn werde.“ Um größeren Nachteil, namentlich weitere Abnahme der Besuchsziffer der Schule und Streitigkeiten – die zumal in dieser Zeit sehr bedenklich werden könnten – zu verhüten, beantragte man schließlich baldige einstweilige Amtsvertretung, bis ein Nachfolger – sobald wie möglich – ernannt sei. Aber bevor noch recht etwas geschehen konnte, fassten etwa 30 Studenten in einer Vorversammlung den Beschluss, wenn der Amtmann nicht unverzüglich von seiner Stelle entfernt werde, die Stadt zu verlassen oder wenigstens sämtlichen Professoren den Besuch der Vorlesungen zu kündigen und an eine allgemeine Studentenversammlung die Frage zu stellen, was von beiden Dingen geschehen solle. Daraufhin ging am 20. Juni der derzeitige Prorektor v. Woringen selbst nach Karlsruhe und stellte daselbst vor, wie sehr in dieser aufgeregten Zeit eine möglichst schleunige Entscheidung zu wünschen sei, wenn die Ruhe und die Ordnung und überhaupt das Wohl der Universität nicht gefährdet werden solle. v. Woringen richtete dort zunächst soviel aus, dass der Universitätskurator den Auftrag bekam, den Amtmann zu veranlassen, um einen vierwöchentlichen Urlaub einzukommen, ihm diesen natürlich auf jeden Fall zu erteilen und alsbald sich nach einem Dienstverweser umzusehen.[1] – Aber schon am 23. Juni kam dem Senat zu Ohren, dass vonseiten der genannten Studentenversammlung


  1. Als solcher wurde Rechtsprakt. Gageur von Offenburg ernannt. Emmert selbst wurde der Urlaub am 20. Juli um weitere 4 Wochen verlängert, bis er schließlich nach Schopfheim versetzt und Gageur endgiltig sein Nachfolger wurde.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_241.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)