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jeder Universität alle Lehrfächer gleich gut besetzt sind, oder ob es vielleicht nicht ebenso zweckmäßig sey, wenn auf jeder Universität nur ein Fach gut besetzt ist und den Studirenden überlassen bleibt, entweder in Heidelberg oder in Freiburg dieses oder jenes zu lernen.“ Auf eine heftige Entgegnung Rottecks erklärte er sich denn noch deutlicher dahin, dass die auf jedem Landtag wiederkehrenden Forderungen der Universitäten auf bessere, größere und vollständigere Dotation, und namentlich die diesjährige der Universität Freiburg gewaltsam zu der Frage hindrängen müsse, ob zwei Universitäten für das Großherzogtum Baden, das nur ein kleines Land ist, notwendig sind.[1] Ein anderer Abgeordneter, Buhl, machte den anscheinend wolwollenden Vorschlag, die Universität Freiburg in ein großes polytechnisches Institut, eine Art höherer Gewerbsschule umzugestalten, und erklärte später, dass es seine Absicht war, (durch diesen Vorschlag) „durch eine Radikalreform die Universität Freiburg auf eine Höhe zu erheben, die ihr in Deutschland zur größten Ehre gereicht haben würde.“

Nun kam das nächste Jahr (1832) die Schließung der Universität, von der oben gesprochen worden ist und die ihrerseits selbstverständlich auch nicht fördernd auf die Entwicklung der Schule eingewirkt hat – wenn die letztere auch alsbald wieder eröffnet wurde. Denn viele ängstliche Väter sahen in dieser Maßregelung eine Art von moralischem Interdikt über die Universität verhängt und hielten ihre Söhne von da an sorgfältig von der Hohen Schule fern.

Wurde schon dadurch ein Rückgang der Frequenz herbeigeführt und dem Ansehen der Schule der erste schwere Stoß versetzt, so kamen nur allzuschnell noch weitere Ereignisse hinzu, die diese rückgängige Bewegung verstärkten. Im Jahre 1833 wurde die Hochschule zu Bern gegründet, und gleich im nächsten Jahre die zu Zürich. Die Errichtung dieser beiden so nahe gelegenen Hohen Schulen beraubte die Universität in Freiburg des ganzen Zuzugs der schweizerischen Studenten, der immer ein sehr starker gewesen war.[2]


  1. Dass dieser letzte Satz nichts Neues enthält, wissen wir zu Genüge aus dem in früheren Jahren Erörterten.
  2. Dummdreiste Verleumdung war es natürlich, wenn im Anfang des Jahres 1835 es in Zeitungen hieß, es sei vor kurzem [260] an der Hohen Schule einem jungen Schweizer die Immatrikulation verweigert worden, weil er auf der Berner Hochschule studirt habe. Der Senat beeilte sich auch natürlich (10. II. 35), die Angabe als eine lügnerische zu bezeichnen, „indem man in diesem Semester keinen Anlass gehabt habe, auch nur Einem Schweizer die Immatrikulation zu verweigern“. – Eine schweizerische Zeitung hatte behauptet, es sei von der badischen Regirung beim deutschen Bundestag beantragt worden, den Besuch der Hochschule in Zürich zu verbieten.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_266.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)