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Etwas wurde aber auch hier aufgebauscht, anderes hinzugedichtet, und die Universität als solche dafür verantwortlich gemacht und als eine Anstalt hingestellt, die in jeder Beziehung zum Bankerott reif sei.

Solche Angriffe und Verleumdungen im Bunde mit dem Zurückgehen der Besuchsziffer (aus den oben erwähnten Gründen)[1] und andern den Niedergang beschleunigenden wirklichen Missständen – z. B. waren Jahre lang ein oder mehrere Lehrstühle unbesetzt – machen es uns erklärlich, dass von verschiedenen Seiten, selbst in Briefen aus Karlsruhe das seit Anfang des Jahrhunderts nun schon so oft erklungene Lied von der Aufhebung der Universität wieder angestimmt wurde. Im März 1841 stellte der „Schwäbische Merkur“ es als eine ziemlich zuverlässige Mitteilung aus der Residenz hin, dass das polytechnische Institut von Karlsruhe nach Freiburg komme, in Freiburg aber dann die Universität mit Ausnahme der theologischen Fakultät, die man zu einer Spezialschule machen werde, aufgehoben und mit Heidelberg vereinigt werden solle; dadurch würden dem Staat mindestens 60,000 fl. erspart werden. Diese Nachricht brachte, ohne dass man sie auf ihre Echtheit untersuchte, große Erregung und Unwillen bei der Bevölkerung der Stadt hervor; man tröstete sich nur mit dem Bewusstsein, dass der Fortbestand der Universität durch die Verfassung gewährleistet sei und zwei Drittel der Kammern einem solchen Beschluss erst beistimmen müssten, bevor er zur Ausführung gelangen könne. Doch wurde schon einige Tage nachher von angeblich maßgebender Seite die boshafte Nachricht Lügen gestraft, und am 8. April kam auch die offizielle Mitteilung von Karlsruhe, dass das Gerücht von einer Aufhebung unbegründet sei. Immerhin bildete die Aufhebungsfrage auch fernerhin noch das Tagesgespräch, und in der Leipziger Allg. Zeitung hieß es u. a. sogar, selbst die


  1. Man musste sich freilieh sagen, dass diese Gründe doch zum Teil wenigstens nur zufälliger und vorübergehender Natur seien. Denn der Universitätszwang in Bayern und Württemberg, der die Landeskinder dieser Staaten fernhielt, konnte unmöglich allzulang dauern; und die neuen Hochschulen in der Schweiz konnten – wie es wenigstens den Anschein hatte – leicht wieder eingehen, von Bern, das 1844 nur 237 Studenten hatte, war sogar gleich ernstlich die Rede.
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Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_270.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)