Seite:De Alemannia XXXVI 181.jpg

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Sie sollen Anregung zum Studium der Ortsgeschichte geben, und es wird daher jeder Leser das, was ihn interessiert, zwischen den Zeilen lesen.

Einen großen Teil der Protokolle füllen die Klagen und Beschwerden der bei der Visitation vernommenen Personen, des Pfarrers, des Lehrers, des Schultheißen, des Ortsvorgesetzten, der Hebamme u. a. aus. In Rüppurr beschwert sich 1737 Pfarrer Huber darüber, dass der Gottesacker nicht eingezäunt sei, weshalb das Vieh, besonders die Schweine, die Gräber umwühlten; die von Graben und Rußheim, Weber und Hoyer klagen, dass an den Feiertagen zu viel Tanzerlaubnis gegeben würde, „wobei oft große nächtliche Üppigkeiten vorgingen, und die ganze Nacht geschwärmt würde“. In Liedolsheim wünscht Pfarrer Fugger, dass einmal die abgebrannte Kirche auferbaut würde, und der von Spöck, Roller, bringt die alte Klage vor, dass die Gemeinde dem Lehrer das neuerbaute Schulhaus nicht einräumen wolle. Der Pfarrer von Eggenstein ist mit seinem Lehrer nicht zufrieden; „er verwalte sein Amt nicht, wie es sich gebührte, komme nicht zur rechten Zeit zur Schule und müsse fast alle Morgen aus dem Schlafe geweckt werden“. Sonst sind die Pfarrer alle mit dem Lebenswandel der Lehrer und ihrer Schularbeit sehr zufrieden, wie auch die Schultheißen im allgemeinen nicht über die Pfarrer zu klagen haben. Eine Hebamme, die Eggensteiner, beschwert sich, dass ihr die ordentliche Gebühr für ihre Arbeit nicht gereicht werde.

Den 1738er Protokollen ist folgendes zu entnehmen: Sämtliche Pfarrer und Lehrer beschweren sich über den schlechten Schulbesuch, eine Klage, die in allen Protokollen wiederkehrt. In Knielingen beschwert sich Pfarrer Deubler, dass ein dortiger Bürger, namens Abraham Stuber, seinen Sohn nach Welschneureut schicke, die französische Sprache zu erlernen, wobei derselbe die Knielinger Schule versäume. Der Lehrer klagt, dass der Gottesacker, welcher von den Franzosen ruiniert wurde, noch nicht eingezäunt sei, die Gräber würden von dem Vieh übel zugerichtet. Der Schultheiß verspricht, eine Mauer aufführen zu lassen. In wirtschaftlicher Beziehung musste es mit dieser Gemeinde um diese Zeit schlecht stehen; es wird berichtet, dass die ausstehenden Kapitalien nicht nur nicht abbezahlt, sondern die Zinsen sich so angehäuft hätten, dass sie die Kapitalien überstiegen.

Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXXVI. Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1908, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXXVI_181.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)