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Noch, als schon das Mutterauge thränte,
Unter ihm das Todtenreich schon gähnte,
     Ueber ihm der Parzen Faden riß,
Erd und Himmel seinem Blik entsanken,

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Floh er ängstlich vor dem Grabgedanken –

     Ach die Welt ist Sterbenden so süß.

Stumm und taub ists in dem engen Hause
     Tief der Schlummer der Begrabenen;
Bruder! Ach in ewig tiefer Pause

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     Feiern alle deine Hoffnungen;

Oft erwärmt die Sonne deinen Hügel,
     Ihre Glut empfindest du nicht mehr;
Seine Blumen wiegt des Westwinds Flügel,
     Sein Gelispel hörest du nicht mehr;

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Liebe wird dein Auge nie vergolden,

     Nie umhalsen deine Braut wirst du,
Nie, wenn unsre Thränen stromweis rollten, –
     Ewig, ewig sinkt dein Auge zu.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Anthologie auf das Jahr 1782. J. B. Metzler, Stuttgart 1782, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Anthologie_1782_028.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)