Seite:De Arndt Mährchen 1 027.jpg

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graue Mann, der zu Zeiten rund geht, es einem verrathen, oder es hat es auch einer der hellsichtigen Menschen gesehen, die an hohen Festtagen in besondern Stunden gebohren sind und die das Gras und das Gold in der Erde wachsen sehen und mit ihren Augen durch die dicksten Berge und Mauern dringen können. Und es war viel erschollen von dieser Geschichte und von dem wundersamen Versinken der Prinzessin unter die Erde, und daß sie in der dunkeln Kammer sitze und noch lebe und einmal erlöst werden solle. Sie kann aber, sagen sie, erlöst werden, wenn einer es wagt, auf dieselbe Weise, wie sie einst in der Johannisnacht gethan hat, in die verbotene Schatzkammer hinabzufallen. Dieser muß sich dann dreimal vor ihr verneigen, ihr einen Kuß geben, sie an die Hand fassen und sie still herausführen ; denn kein Wort darf er bei Leibe nicht sprechen. Wer sie herausbringt, der wird mit ihr in Herrlichkeit und Freuden leben und so viele Schätze haben, daß er sich ein Königreich kaufen kann. Darin wird er dann fünfzig Jahre als König auf dem Throne sitzen und sie als seine Königin neben ihm, und werden gar liebliche Kinder zeugen; der kleine graue Spuk wird dann aber auf immer verschwinden, wann sie ihm die Schätze weggehoben haben. Nun hat es wohl so kühne und verwegene Prinzen und schöne Knaben gegeben, die mit der Johannisruthe in

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_027.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)