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daß Klas vor seinem neunten Jahre im ganzen Dorfe von Alt und Jung Klas Grad dör genannt ward und daß die Leute zu Dümmelshusen wieder sagten: Grad dör sagt Klas Avenstaken.

Klas war zwölf Jahre alt geworden, war für sein Alter ungewöhnlich groß und stark, stand sehr grad und fest auf den Beinen, hatte einen großen Kopf und breite Stirn mit langen hangenden Flachshaaren, unter welchen er aus ein paar trotzigen blauen Augen guckte. Viele Leute sagten, er wäre ein schöner Junge, Peter sein Vater sagte, er ist der schönste Junge im Dorfe, aber Greth meinte, er sey zu plump und dick und seine Brüder seyen viel schöner. Da kam der dreizehnte Herbst seines Lebens, und mit dem November jenes Herbstes verschwand Klas durch eine der wunderbarsten Begebenheiten, die ich jetzt erzählen will, plötzlich aus dem älterlichen Hause.

Peter hatte einen neuen Knecht gemiethet, der mit dem ersten November zuzog. Dieser hieß Hans Valentin und war schon ein ältlicher Mann von fünfzig Jahren. Der Knecht war nicht lange im Hause, so schloß er mit den Knaben eine sonderliche Freundschaft, am meisten aber mit Klas. Valentin wußte nemlich viele Fabeln, Geschichten und Mährchen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_072.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)