Seite:De Arndt Mährchen 1 085.jpg

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aber nichts, denn er hatte niemand, an dem er’s hätte versuchen können, auch war kein Spiegel in seinem Zimmer, der es ihm hätte verrathen können.

Als nun die fünf Jahre um waren und Klas sich unten bis an den Rand durchgefressen hatte, und nun wieder herausfallen sollte auf die Erde, damit sein Schicksal erfüllet würde, fiel er in einen tiefen Schlaf, und ihm träumte ein sonderbarerer Traum, als er je gehabt hatte. Die alte weise Frau nemlich, die immer bei ihm saß und ihm Geschichten erzählte und aussah wie seine selige Großmutter, schien ihm sehr traurig und gebehrdete sich, als wenn sie Abschied von ihm nehmen wollte, ja sie sagte es ihm. Und es däuchte ihm, als wenn sie sehr brünstig und mit vielen Thränen über ihm betete und ihn dann aus dem Bette nahm und ihn wusch, wie man ein kleines Kind wäscht, bis er weiß ward wie ein Schwan, und als wenn sie ihm dann ein weisses Hemd anzog und einen sehr zierlichen neuen Rock und neue Schuhe und Strümpfe, und dann verschwand. Und auch ihm schien sehr traurig zu seyn in seinem Herzen. Und dies war wirklich kein Traum gewesen sondern er war drinnen rein gewaschen worden und neu gekleidet vom Haupt bis zu den Füßen, und so war er im Traum aus dem Berge herausgefallen. Er

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_085.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)