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Wald, aber auf ihn stieß keiner; und er ging seines Weges fort, bis es Nacht ward. Da nahm er Herberge bei einem Köhler. So ging er noch einen Tag fort, da gelangte er auf das Blachfeld, das zwischen der Weser und Elbe hinstreicht bis ans Meer, und er dachte: hier mußt du dich mehr in Acht nehmen, weil sie in hellen Haufen hinter dich her setzen können. Daher schlug er abgelegene Wege ein durch Wälder und Sümpfe und kehrte meistens ein bei einsamen Leuten, bei Hirten, Köhlern und Müllern im Walde. Und als der fünfte Tag anbrach, da sah er zum ersten Mal in seinem Leben das Meer und erstaunte ob der Gewalt und Pracht und fiel auf sein Angesicht und betete und dankte Gott, daß er ihm bis dahin geholfen hatte. Das wußte er aber noch nicht, was das Meer aus ihm machen sollte.

Klas war an der Elbe angelangt in der Gegend, wo sie bald ins Meer fällt und sehr breit ist, und ging längs ihrem Strande hin auf Schiffe zu, die er in der Ferne liegen sah. Es war eben die Zeit der Ebbe und der Strand gar flach. Er wußte aber nichts von Ebbe und Fluth; denn was wissen die Leute, die in Berg und Wald wohnen, vom Meer? Und er war einige Stunden am Strome so in Gedanken fortgeschlendert und hatte nicht gemerkt, daß

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_099.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)