Seite:De Arndt Mährchen 1 107.jpg

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Und über die Hälfte der Männer traten zu ihm über, die andern aber ergrimmten um den erschlagenen Hauptmann und griffen zu den Waffen, als wollten sie seinen Tod rächen. Klas aber schrie abermal Grad dör! und sie standen wie vom Blitz in dem Boden festgeschlagen. Dann vermahnte er sie und die andern zum Frieden und belehrte sie, wie der Hauptmann Unmenschliches und Unchristliches befohlen habe, wie Christen geduldig, sanftmüthig und barmherzig seyn müssen und ihre Hände nicht mit unschuldigem Blut beflecken dürfen, und wenn es auch Heidenblut sey; denn Gott sey auch der Heiden Vater und Schöpfer. Und es liefen den eisernen Männern, als sie die Worte hörten, Thränen über die rauhen Wangen und sie sprachen: Der Hauptmann ist durch Gott gefallen und durch dich, und riefen alle einstimmig: Klas du sollst unser Hauptmann seyn! Und er ließ es sich gefallen und ward nun Hauptmann über zweihundert Männer. 

Und es erschien bald, wie sie recht gethan hatten. Klas hatte das wilde und rohe Wesen, das bisher unter ihnen gegolten hatte, wohl nie geliebt noch selbst mitgemacht, aber er hatte es doch an den andern dulden müssen, wiewohl solche Gräuel von ihnen nie begangen waren, als der Hauptmann jetzt gegen die armen waffenlosen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_107.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)