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aber durch einen gewaltigen Nordwind zurückgetrieben und ward gegen die Ostküste einer großen Halbinsel verschlagen, welche Jütland heisset. Diese Halbinsel war zu jener Zeit halb heidnisch und halb christlich, und es hatte sich vor wenigen Monaten begeben, daß der Heidenkönig den Christenkönig geschlagen und erschlagen und alles Land überfahren hatte. Auch hatte er bald das Schloß des christlichen Königs und dessen Frau und Tochter, die darin waren, gewonnen. Die gefangene Königstochter war aber die schönste Prinzessin in allen Landen weit und breit. Diese wollte der Heidenkönig zwingen, daß sie sein Gemal werden und ihm das Königreich zubringen sollte, als habe er es mit gerechter Hand erworben. Und er dachte in seinem stolzen Sinn: sie wird thun und seyn wie andere Weiber und sich freuen, daß der Vornehmste bei ihr schlafen will und der König im Lande ihr Mann heißt. Aber sie that und war ganz anders, und weigerte sich standhaft, und da er nicht abließ und zuletzt hochmüthig dräuete, da schalt sie ihn einen wilden Wütherich und einen heidnischen Bluthund. Und er ergrimmte darüber so sehr, daß alle seine heissen Flammen plötzlich erkalteten, und er schwur, sie solle für die Schmach eines gräulichen und quaalvollen Todes sterben. Und er ließ einen großen Scheiterhaufen aufthürmen auf offenem

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_109.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)