Seite:De Arndt Mährchen 1 125.jpg

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Und er hatte diese fünf Jahre unter Bäumen und Blumen und unter bunten Vögeln und Schmetterlingen in glücklicher Unschuld hingespielt und von dem Bösen und Uebel dieser Welt noch nie etwas gesehen noch gefühlt. Als sein fünfter Winter vergangen war und er in das sechste Jahr ging, da kam ihm ein kleiner lieblicher Gesell, mit welchem er den ganzen Frühling und Sommer auf das anmuthigste verspielen sollte. Als er nemlich nach diesem fünften Winter Frühling geworden war, fand sich in dem Garten neben Paiwais Häuschen ein kleines Vögelein ein, ein so buntes und strahlendes und funkelndes Vögelein, desgleichen nie auf Erden gesehen worden; so daß man wohl sagen kann, wenn der weiseste Künstler käme und ihm der Glanz und die Pracht aller Blumen und Sterne und Edelgesteine und Diamanten gegeben würde, damit er daraus ein Kunststück machte, und wenn ihm auch die Macht gegeben würde, diesem seinem Werke Leben und Athem einzublasen, daß er doch nimmer eine solche Herrlichkeit zu Stande brächte. Alle Leute, die das Vögelein sahen, wunderten sich seiner seltenen Schönheit und in welchen funkelnden Sonnenfarben es spielte. Das Vögelein war aber sehr zahm und ließ sich von einem jeden ganz nah betrachten, ohne daß es wegflog,

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_125.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)