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die ihn sahen, nannten ihn den schönsten und bescheidensten der Jünglinge. Er mußte nun seinen weisen Meister und seine Gespielen verlassen und wieder zu dem prächtigen und getümmelvollen Dehli und zu dem Hofe der alten Kaiserin zurück.

Die alte Kaiserin empfing ihn auf das freundlichste an ihrem Hofe und hatte ihn so lieb, als wäre er ihr Enkel gewesen. Und wahrlich, er sah dem Sohne eines Kaisers ähnlicher, als dem Sohn eines Webers: so sehr ragte er durch Anmuth und Tugend über die meisten Menschen. Weil die hohe Frau ihn aber wirklich lieb hatte, so trieb sie ihn bald wieder von sich und von dem Hofe weg. Denn sie sprach bei sich: in dieser lauen Luft, wo es weder kalt noch warm ist, kann kein Jüngling gedeihen; mancher Mann wird darin zermürbt, und ich habe gesehen, daß das gefährlich leichte Spiel eiserne Herzen zerbrochen hat. Darum soll er hier nicht bleiben. Und sie schickte ihn in den Krieg gegen Westen, wo mit den Persern seit drei Jahren ein fürchterlicher Kampf war um die Lande, die sich nördlich gegen die Berge hinaufstrecken. Dieser Krieg stand noch drei andere Jahre und die Perser wurden endlich zum Frieden gezwungen, Paiwuzzo aber kam als ein berühmter Held zurück und war durch die Gunst der Kaiserin und durch sein gutes Schwerdt so hoch gestiegen, daß er schon einen großen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_143.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)