Seite:De Arndt Mährchen 1 163.jpg

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Diener seyn und ihm schaffen, was er wolle. Das hatte Johann sich hinters Ohr geschrieben und seinen Theil dabei gedacht, ja er hatte wohl hinzugesetzt, so etwas unterstehe er sich auch wohl zu wagen. Die Leute glaubten ihm das aber nicht sondern lachten ihn aus; und doch hat er es gethan, und sie haben genug geweint, als er nicht wieder gekommen ist.

Es war nun die Zeit des Johannisfestes, wo die Tage am längsten sind und die Nächte am kürzesten und wo die Jahreszeit am schönsten ist. Die Alten und die Kinder hatten die Festtage fröhlich gelebt und gespielt und allerlei Geschichten erzählt; da konnte Johann sich nicht länger halten, sondern den Tag nach Johannis schlich er sich heimlich weg und als es dunkel ward, legte er sich auf dem Gipfel des höchsten der Neun Berge hin, wo die Unterirdischen, wie Klas ihm erzählt, ihren vornehmsten Tanzplatz hatten. Und wahrlich er legte sich nicht ohne Angst hin, und hätte er nicht einmal da gelegen, vielleicht wäre nimmer was daraus geworden; denn sein Herz schlug ihm wie ein Hammer und sein Athem ging wie ein frischer Wind. So lauschte er in Furcht und Hoffnung von zehn Uhr Abends bis zwölf Uhr Mitternacht. Und als es zwölf schlug, siehe da fing es an zu klingen und zu singen in den Bergen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_163.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)