Seite:De Arndt Mährchen 1 168.jpg

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Sie hingen an langen silbernen Ketten, die unten gezogen und gehalten wurden.

Johann erstaunte bei’m Hinabfahren über den wunderbaren Glanz der Wände, zwischen welchen das Tönnchen fortglitt. Es war alles wie mit Perlen und Diamanten besetzt: so blitzte und funkelte es; unter sich aber hörte er die lieblichste Musik aus der Ferne klingen. So ward er auf das anmuthigste hinabgewiegt, daß er nicht wußte, wie ihm geschah, und vor lauter Lust in einen tiefen Schlaf fiel.

Er mogte wohl lange geschlafen haben. Als er erwachte; fand er sich in dem allerweichsten und allernettesten Bette, wie er es in seines Vaters Hause nimmer gesehen hatte, und dieses Bett stand in dem allerniedlichsten Zimmer; vor ihm aber stand ein kleiner Brauner mit dem Fliegenwedel in der Hand, womit er Mücken und Fliegen abwehrte, daß sie seines Herrn Schlummer nicht stören konnten. Johann that kaum die Augen auf, so brachte der kleine Diener ihm schon das Handtuch und das Waschwasser und hielt ihm zugleich die nettesten neuen Kleider zum Anziehen hin, aus brauner Seide sehr niedlich gemacht, und ein paar neue schwarze Schuh mit rothen Bandschleifchen, wie Johann sie in Rambin und Rodenkirchen nie gesehen hatte; auch standen dort einige Paare der niedlichsten

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_168.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)