Seite:De Arndt Mährchen 1 173.jpg

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die Stühle und Polster reiheten sich von selbst um die Tische, und die Männer und Frauen nahmen Platz. Und die Vornehmsten des kleinen Völkchens kamen und verneigten sich vor Johann und führten ihn mit sich an ihren Tisch und setzten ihn zwischen ihre schönsten Jungfrauen, daß er seine Lust hatte mit den lieblichen Kindern zu seyn und es ihm da über die Maaßen wohl gefiel. Es war auch eine sehr fröhliche Tafel, denn die Unterirdischen sind ein sehr lebendiges und lustiges Völkchen und können nicht lange still seyn. Dazu klang die allerlieblichste Musik aus den Lüften und die buntesten Vögel flogen umher und sangen in gar anmuthigen Tönen, die einem die Seele aus der Brust holen konnten. Es waren aber keine lebendige Vögel, die da sangen, sondern künstliche Vögel und künstliche Töne und von den kleinen Männern so sinnreich gemacht, daß sie fliegen und singen konnten. Und Johann erstaunte und entsetzte sich sehr über alle die Wunder, die er sah, und freuete sich gewaltig. Die Diener und Dienerinnen aber, welche bei Tische aufwarteten und Blumen streueten und die Flur mit Rosenöl und andern Düften besprengten und die goldenen Schalen und Becher herumtrugen und die silbernen und krystallenen Körbe mit Früchten, waren Kinder der Menschen da droben, welche aus Neugier oder von Ungefähr unter die Kleinen gerathen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_173.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)