Seite:De Arndt Mährchen 1 175.jpg

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Gesellinnen und aß und trank in Freuden und ließ sich von seinem Diener und von den andern allerlei unterirdische Geschichten erzählen; denn er wollte alles genau wissen.

So saßen sie ungefär zwei Stunden lustig beisammen und aßen und tranken und horchten auf die liebliche Musik, die aus den Lüften erklang. Da klingelte der Vornehmste mit einem Glöckchen und in einem Hui versanken die Tische und die Stühle wieder und alle Männer und Frauen und Jünglinge und Jungfrauen standen da wieder auf den Füßen. Und wieder ein zweiter Klang mit einem zweiten Glöckchen, und wo eben die Tafeln gestanden erhoben sich grüne Orangen- und Palmen- und Lorbeerbäume mit Blüthen und Früchten und andere lustigere und klangreichere Vögel, als die vorher durch die Luft geflattert hatten, saßen in ihren Zweigen und sangen. Und sie sangen alle wie in Einer Weise und in Einem Maaße, und Johann sah bald, woher dies kam; denn am Ende des Saales hoch oben an der Decke saß in einer hohlen Wand ein eisgrauer Greis und gab den Ton an, nach welchem sie singen mußten. Sie nannten ihn ihren großen Ballmeister. Er war aber so ernst, als er weise war, und verschwiegen wie die graue Zeit und sprach nie ein Sterbenswort, da die andern alle wohl oft zu viel plapperten und schwätzelten.

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_175.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)