Seite:De Arndt Mährchen 1 176.jpg

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Der alte Eisgraue droben strich nun die Geige zum Tanze und alle die bunten Vögel klangen den Strich nach. Es war aber ein recht fliegender Strich, denn ihr Tanz geht immer äusserst geschwind und lebendig. Als nun der Reigen angeklungen war, siehe da bewegten sich die leichten und fröhlichen Schaaren und sprangen und hüpften und drehten sich, als wenn die Welt im Wirbel aus einander fliegen sollte. Und die kleinen hübschen und feinen unterirdischen Dirnen, die sie neben Johann gesetzt hatten, faßten ihn auch und drehten ihn mit rund. Und er ließ es gern geschehen und tanzte mit ihnen rund wohl zwei Stunden lang. Und diesen lustigen Tanz hat er jeden Nachmittag mitgehalten, solange er da unten geblieben ist, und in seinem spätesten Alter noch immer mit vielem Vergnügen davon erzählt. Er pflegte dann zu sagen: die himmlische Freude und der Gesang und das Saitenspiel der Engel, welche die Seligen im Himmel einst zu hoffen hätten, mögen wohl überschwänglich schön seyn, er aber könne sich nichts Schöneres und Lieblicheres denken, als die Musik dieses unterirdischen Reigens: die schönen und beseelten kleinen Menschen, die wunderbaren Vögel in den Zweigen mit den allerzauberischesten Tönen und die klingenden Silberglöckchen an den Mützen. Ein Mensch, der das nicht gesehen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_176.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)