Seite:De Arndt Mährchen 1 179.jpg

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sie sehr geheim und Johann Dietrich, solange er bei ihnen gewesen, hat keine einzige ihrer Kammern gesehen. Er und der Diener hatten ihre Kammer hart bei der Stelle, wo der herrliche Speise- und Tanzsaal immer kam und verschwand; er hat auch an vielen andern Stellen schöne Hallen und offene Plätze und liebliche Anger und Auen gesehen, aber nirgends Wohnungen; sondern die Kleinen waren immer nur einzeln oder schaarweise da, entweder daß sie tanzten lustwandelten oder auch geschwind vorübergingen. Und wie sie aus den Steinen, worin sie wohnen, herauskamen und wieder hinschwanden, das hat er mit seinen Augen nie sehen können, wie sehr er auch oft darauf gelauscht hat; sondern sie kamen vor seinen Augen und verschwanden wie Blitze und Scheine. Einige kleine Dirnen aber, die ihn lieb hatten, haben ihm zugeflüstert: jeder habe sein eignes Häuschen tief im Gestein, ein liebliches helles gläsernes Häuschen; auch sey der ganze Berg durchsichtig von Anfang bis zu Ende und eigentlich rings mit Glas umwachsen, das sey aber seinen Augen zu sehen nicht möglich.

Von diesen kleinen Unterirdischen waren die größten kaum einer Elle lang und die Knaben und Mädchen also gar klein, aber sie waren von Gestalt und Gebehrde freundlich und schön, mit hellen lichten Augen und mit gar feinen und anmuthigen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_179.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)