Seite:De Arndt Mährchen 1 197.jpg

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Aepfel und Trauben von den Bäumen zu lesen und Blumen zu streuen und das Estrich zu kehren. Sie irrten sich aber sehr. Der kleine Diener, dem er die Mütze genommen und den die Langeweile oft bei ihm geplagt, hatte ihm zu viel erzählt: daß er hier nur das Befehlen habe und daß sie alles thun müßten, was er wolle; denn wer Meister von Einem Unterirdischen geworden, sey dadurch auch so weit Meister aller übrigen, daß sie ihm alles zu Gefallen thun müssen, was in ihrer Macht stehe.

Johann ging nun viel spazieren mit seiner süßen kleinen Braut und ließ den Diener oft zu Hause, denn jetzt waren dort keine Wege und Stege mehr, die er nicht kannte. Und sie spazierten viel in der Dämmerung und oft bis in die sinkende Nacht hinein, ohne daß sie es merkten, wo ihnen die Zeit blieb; denn die Liebe ist eine Zeitdiebin, die ihres gleichen nicht hat. Der Johann war bei diesen Spaziergängen immer fröhlich und munter, aber die Lisbeth war oft stumm und traurig und erinnerte ihn oft des Landes da droben, wo die Menschen wohnen und Sonne Mond und Sterne scheinen. Weil er das aber immer wegschob durch andere Gespräche, so verstummte sie wieder und seufzete still in sich, vergaß es endlich auch wohl wieder durch das Glück, daß sie an seinen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_197.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)