Seite:De Arndt Mährchen 1 208.jpg

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Er führte sie auf einen Felsenberg, der auf einem der Anger lag. Da mußten diese feinen und zarten Wesen, die für schwere Arbeit nicht geschaffen waren, Steine hauen sprengen und schleppen. Sie thaten das ganz geduldig und liessen sich nichts merken sondern gebehrdeten sich, als sey es ihnen ein leichtes und gewohntes Spiel. Er aber ließ sie sich plagen vom Morgen bis an den Abend, und sie mußten schwitzen und arbeiten, daß ihnen der Athem fast ausging; denn er stand immer dabei und trieb sie an. Sie aber hofften, er werde die Geduld verlieren und der Jammer werde ihn überwinden, daß er sie und ihre Frauen und Kinder so bleich und welk werden sah, die sonst so schön und lustig waren. Und wirklich war Johann zu keinem König Pharao und Nebukadnezar gebohren, denn, nachdem er es einige Wochen so getrieben hatte, ging ihm die Geduld aus, und der Jammer, daß er die schönen kleinen Menschen so mishandeln mußte, that auch sein Theil dazu. Sie aber wurden nicht mürb, denn es ist ein gar eigensinniges Völkchen. Sie brauchten aber immer die List, daß die schönsten unter ihnen immer zunächst bei Johann arbeiten mußten, besonders stellten sie die niedlichen kleinen Dirnen da hin, die sonst seine Tischgesellinnen waren, und die mußten

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_208.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)