Seite:De Arndt Mährchen 1 214.jpg

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zu Christenmenschen bringen wolle. Und sie ging ganz fröhlich heim und faltete ihre Händchen im Bette noch viel zum Gebete und hatte die Nacht die allersüßesten Träume. Johann legte sich auch nicht traurig nieder und er überdachte und überlegte sich alles, wie er die Kleinen erschrecken und endlich mit seiner geliebten Braut aus dem Berge ziehen wollte.

Und den folgenden Morgen, als es getagt hatte, rief er seinen Diener und hieß ihn die fünfzig Vornehmsten holen mit ihren Frauen und Töchtern. Und sie erschienen alsbald vor Johann, und er sprach zu ihnen:

Ihr wisset alle und ist euch nicht verborgen, wie ich hierher gekommen bin und wie ich diese manchen Jahre mit euch gelebt habe, nicht als ein Herr und Gebieter sondern als ein Freund und Genosse. Und ich habe es wohl gewußt, wie ich hätte Herr seyn und meiner Herrschaft gegen euch gebrauchen können; und das habe ich nicht gethan sondern nur einen einzigen von euch hab’ ich als Diener gebraucht, und auch nicht als Diener sondern mehr als Freund. Und ihr schienet mit mir zufrieden zu seyn und mich lieb zu haben; als es aber dahin gekommen ist, daß ich endlich eine einzige kleine Freundlichkeit von euch begehren mußte, habt ihr euch gebehrdet, als forderte ich Leben

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_214.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)