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in Vögel und Thiere auch in Menschen, und hatte von seinem Glöckchen gesungen und geklungen und gestönt und gebrüllt und geklagt und gesprochen, aber keine kleinste Kunde oder nur Spur von einer Kunde war ihm bis jetzt zugekommen. Denn das war das Schlimmste, daß der Schäferjunge grade den Tag, nachdem er das Glöckchen gefunden, von Patzig weggezogen war und jetzt zu Unruh bei Gingst die Schaafe hütete. Da begab es sich erst nach manchem Tag durch ein Ungefär, daß der arme kleine Unterirdische wieder zu seinem Glöckchen und zu seiner Ruhe kommen sollte.

Er war nemlich auf den Einfall gekommen, ob auch ein Rabe oder Dohle oder Krähe oder Aglaster das Glöckchen gefunden und etwa bei seiner diebischen Natur, die sich in das Blanke vergafft, in sein Nest getragen habe. Und er hatte sich in einen angenehmen kleinen bunten Vogel verwandelt und alle Nester auf der ganzen Insel durchflogen und den Vögeln allerlei vorgesungen, ob sie ihm verrathen mögten, daß sie den Fund gethan hätten, und er so wieder zu seinem Schlafe käme. Aber die Vögel hatten sich nichts merken lassen. Als er nun des Abends flog über das Wasser von Ralow her über das Unruher Feld hin, weidete der Schäferjunge, welcher Johann Schlagenteufel hieß, dort eben

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_230.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)