Seite:De Arndt Mährchen 1 232.jpg

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den nächsten Busch, setze sich, zog sein buntes Federkleid aus, und verwandelte sich in ein altes Weib, das mit kümmerlichen Kleidern angethan war. Die alte Frau, mit einem ganzen Sack voll Seufzer und Aechzer versehen, stümperte sich queer über das Feld zu dem Schäferbuben hin, der noch mit seinem Glöcklein klingelte und sich wunderte, wo der schöne Vogel geblieben war, räusperte sich und that einige Huster aus hohler Brust, und bot ihm dann einen freundlichen guten Abend und fragte nach der Straße zu der Stadt Bergen. Dann that sie, als ob sie das Glöcklein jetzt erst erblickte, und rief: Herre Je! welch ein niedliches kleines Glöckchen! hab’ ich doch in meinem Leben nichts Feineres gesehen! höre, mein Söhnchen willst du die Glocke verkaufen? und was soll sie kosten? Ich habe ein kleines Enkelchen, für den wäre sie mir eben ein bequemes Spielgeräth. Nein die Glocke wird nicht verkauft! antwortete der Schäferknabe kurz abgebissen; das ist eine Glocke, so eine Glocke giebt’s in der Welt nicht mehr: wenn ich nur damit anklingele, so laufen meine Schaafe von selbst hin, wohin ich sie haben will; und welchen lieblichen Ton hat sie! hört mal, Mutter! (und er klingelte) ist eine Langeweile in der Welt, die vor dieser Glocke aushalten kann? damit kann ich mir die längste

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_232.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)