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die Hämmel aller andern Schäfer, und jedes deiner Schaafe wird zwei Pfund Wolle mehr tragen, ohne daß man ihnen den Segen ansehen kann. Die alte Frau reichte ihm den Stock mit einer so geheimnißvollen Gebehrde und lächelte so leidig und zauberisch dazu, daß der Junge gleich in ihrer Gewalt war. Er griff gierig nach dem Stock und gab ihr die Hand und sagte: Topp! schlag’ ein! die Glocke ist dein für den Stock. Und sie schlug ein und nahm die Glocke und fuhr wie ein leichter Wind über das Feld und die Haide hin. Und er sah sie verschwinden und sie däuchte ihm wie ein Nebel hinzufliessen und sanft fortzusausen, und alle seine Haare richteten sich zu Berge.

Der Unterirdische, der ihm die Glocke in der Verkleidung einer alten Frau abgeschwatzt, hatte ihn nicht betrogen. Denn die Unterirdischen dürfen nicht lügen sondern das Wort, das sie von sich geben oder geloben, müssen sie halten; denn wenn sie lügen, werden sie strax in die garstigsten Thiere verwandelt, in Kröten Schlangen Mistkäfer Wölfe und Lüchse und Affen, und müssen wohl Jahrtausende in Abscheu und Schmach herumkriechen und herumstreichen, ehe sie erlöst werden. Darum haben sie ein Grauen davor. Fritz Schlagenteufel gab genau Acht und versuchte seinen neuen Schäferstab,

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_234.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)