Seite:De Arndt Mährchen 1 238.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

meinethalben auf dem Fuße von der Docke meiner Tochter prangen. Hör er, Freund, ich habe von dem gläsernen Schuh so ein Liedchen singen hören, und um einen Quark kommt er nicht aus meiner Hand. Kann er nicht die Kunst, mein lieber Mann, daß ich in jeder Furche, die ich auspflüge, einen Dukaten finde, so bleibt der Schuh mein und er fragt auf anderen Märkten nach gläsernen Schuhen. Der Kaufmann machte noch viele Versuche und Wendungen hin und her, da er aber sah, daß der Bauer nicht nachließ, that er ihm den Willen und schwur’s ihm zu. Der Bauer glaubte ihm’s und gab ihm den gläsernen Schuh; denn er wußte, mit wem er’s zu thun hatte. Und der Kaufmann ging mit seinem Schuh weg.

Und nun hat der Bauer sich flugs in seinen Stall gemacht und Pferde und Pflug bereitet und ist ins Feld gezogen und hat sich ein Stück mit der allerkürzesten Wendung ausgesucht, und wie der Pflug die erste Scholle gebrochen, ist der Dukaten aus der Erde gesprungen, und so hat er’s bei jeder neuen Furche wieder gemacht. Da ist des Pflügens denn kein Ende gewesen, und der Bauer hat sich bald noch acht neue Pferde gekauft und auf den Stall gestellt zu den achten, die er schon hatte, und ihre Krippen sind nie leer geworden

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_238.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)