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ließ nemlich ein buntes Vögelein in diesen Garten hinunterwehen, und das bunte Vögelein kehrte das, was das bitterste Leid hätte werden können, zur süßesten Freude. Ich muß nun erzählen, wie es sich mit dem Vögelein begeben hat und was mehr daraus geworden ist.

Jenseits jener hohen beschneiten Alpen, welche das tiefe Thal umringten, worin Gunhildens Garten blühete, wohnte ein Köhlerpaar, fromme und einfältige Leute, welche Gott lieb waren. Diese hatten auch gar liebe und fromme Kinder. Das hatten die kleinen Weissen gemerkt und kamen in mancherlei Gestalt und Verkleidung oben in das Köhlerhaus und brachten Segen hinein. Auch den Kindern brachten sie zuweilen Geschenke, von welchen die Aeltern nicht begreifen konnten, wie sie dazu gekommen seyen. Die Kinder sagten aber immer, sie hätten sie gefunden, und sie hatten sie auch fast immer gefunden. Nun kam einmal einer der Weissen als ein Schneevögelchen geflogen und wollte zur Köhlerhütte. Weil es nemlich da oben gewöhnlich sehr kalt war, so nahmen sie, wenn sie dahin wollten, meistens die Gestalt solcher Thiere an, welche die Kälte ertragen können. Als nun das Schneevögelchen auf seiner Alpenreise im besten Fluge war, entstand plötzlich ein gräulicher Sturm mit Wirbeln und Schneegestöber, und es

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_262.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)