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meistens im Schlafe, so daß das Kind meinte, was es gelernt hatte, sey ein Traum; denn sichtbar wurden sie der Prinzessin nie, durften es auch nicht werden. Wenn sie aber als Vögelein und Schmetterlinge zu ihr flogen und ihr allerlei vorzwitscherten unterschied sie sie nicht von den andern bunten Vögeln und Schmetterlingen, wenn sie ihr gleich ganz andre Sachen vorklangen und zuflüsterten, als jene konnten. Das ist gewißlich wahr, daß die Prinzessin, seitdem die Weissen da waren, viel geistreicher und sinnvoller geworden war; so daß selbst die alte Hexe, wann sie in den Garten hinabkam, zuweilen erstaunt vor ihr stillstand und sich darüber verwunderte, welch ein seltsames Kind das sey, das ohne alle Unterweisung so klug werde. Sie hatte da einmal das Wort fliegen lassen: Ich muß ihr meinen Hahn bald bringen, ehe mir dies Hühnlein zu klug wird und ihm wegfliegt. Die Vöglein, welche als Sendeboten der Weissen da waren, hatten sich das gemerkt und flugs war einer derselben zu den Ihrigen geflogen und hatte es berichtet. Und die waren erschrocken zu Rath gegangen und hatten gegen den verruchten Anschlag, den die Hexe mit ihrem Lahmen hatte, eine sonderliche List erfunden.

Sie schmiedeten aus ihrer klügsten Kunst und mit unverdrossenstem Fleiße Tag und Nacht

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_266.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)