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dein köstliches Kleinod. Und wann du in der größten Noth bist und nicht mehr weißt, wo aus noch ein, dann nimm das Ringelein vom Finger und reibe dir die Stirn damit, so wirst du plötzlich in zwei Wesen verwandelt werden, in ein Sandkorn und in ein Spinnweb, und sie werden dir nichts zu Leide thun können. Denn vor einem Sandkörnchen, das dieser Ring berührt hat, haben alle Hexen und Hexenmeister einen Schauder und Spinnweben dürfen sie nicht anrühren, oder sie kriegen den Schlag. Die zweierlei Verwandlungen haben wir aber angestellt, damit, wenn dem Sandkörnchen etwas zu Leide geschähe, das Spinnwebchen noch da sey, oder wenn dem Spinnweb was widerführe, das Sandkörnchen wieder Gunhilde werden könne. Du brauchst aber nie länger Sandkörnchen oder Spinnweb zu bleiben als einmal vierundzwanzig Stunden, denn vierundzwanzig Stunden ist die längste Zeit, welche die Alte in dem Garten bleiben darf; dann muß sie fort und kommt in zehen Tagen nicht wieder; denn je alle zehen Tage darf sie nur hinkommen. Die Hexen haben auch ihre strengen Gesetze, unter welchen sie stehen; und wäre das nicht, wer wollte mit ihnen auskommen? Und nun sey muthig! und behalte diese Worte wohl! Wir werden immer da seyn und dir beistehen.

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_269.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)