Seite:De Arndt Mährchen 1 274.jpg

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hast, als dich selbst? Aber fürchte dich nicht vor mir. Ich liebe dich mehr als mein Leben und ich bin allein gekommen dich glücklich zu machen. Du weißt das Wunder nicht und darfst es noch nicht wissen, wodurch du in diesen Garten gekommen bist und hier zehen einsame Jahre unter Bäumen und Blumen verlebt hast; das aber sollst du wissen, daß ich es bin, die dich hieher gebracht hat, damit du vor vielem Unglück und vor Verführung, wovon es in der bösen Welt wimmelt, frei wärest. Ich bin deine Erretterin und Pflegerin und Helferin gewesen bis diesen Tag, und daß du so fröhlich und schön bist, ist das Werk meiner Fürsorge. Aber ich bedenke, daß es nicht gut ist, daß du hier länger so in der Einsamkeit bleibst, und morgen sollst du einen Gespielen erhalten, den liebenswürdigsten und anmuthigsten Jüngling, den je die Sonne beschienen hat, und der soll bei dir seyn Tag und Nacht und dir die Tage und Nächte versüßen und verspielen helfen; und er soll dir der Liebste seyn, was die andern Menschen einen Bräutigam nennen, und du sollst seine Braut seyn. Aber du verstehst das noch nicht, du wirst es aber wohl lernen, wie süß und freundlich der holde Knabe ist.

Dies und viele solche Sachen plapperte die leidige und redselige Alte der Prinzessin den

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_274.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)