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man Liebesflammen nennt, und seinen Scharlakenrock von Golde strotzend – und selbstbehaglich lächelte er aus sich heraus, als wollte er sagen: Schöne Prinzessin, komm! hier hast du den anmuthigsten aller Prinzen; mache ihn zu deinem Liebsten und Bräutigam. Das sagte er aber nicht, sondern, nachdem er einige Minuten Athem geschöpft hatte – denn der Kasten, den er auf dem Rücken trug, drückte verzweifelt schwer auf seine Brust, besonders wenn er nach seiner Weise geschwinde gegangen war – sprach er etwa solche Worte:

Vielgeliebte Prinzessin oder schneeweisses Lilienmädchen oder Prinzessin Tulipan Schneeblümchen und Schneeflöckchen, und welche Namen dir sonst lieb sind – ich komme durch ein wundersames Schicksal weither über Alpen und durch hohe Lüfte und auf einem befiederten Fuhrwerk, dir meine Schönheit und Jugend zu weihen. Denn meine Frau Mutter, deren Weisheit schon an meiner Wiege aus den Sternen gelesen hatte, daß wir von Ewigkeit her für einander bestimmt waren und daß große Kaiser und Könige aus uns entspringen sollten, hat mich eben so in der Einsamkeit erzogen als dich, damit nicht andere Jungfrauen, durch meine Reitze gelockt, mich verführten und damit ich in der vollen Unschuld und Liebenswürdigkeit

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_278.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)