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werden, und sie wolle eher den Tod umhalsen als dich. Laß dich das alles nicht anfechten, das ist so die blöde oder gezierte Jungfrauenart; sey muthig! sey muthig, Sohn! schreite stolz einher, als trügest du eine Kaiserkrone! lächle, wie ein gnädiger Gott von seinem Throne lächelt! gebehrde dich groß und majestätisch! und die Majestät muß sich dir zu Füßen legen. Durch Muth und Stolz werden Felsen durchbohrt und Löwen und Tiger gebändigt; wie viel mehr das Herz einer zarten Jungfrau. Alle Jungfrauen machen es im Anfange so, sie fliehen vor dem, was sie am liebsten haben, sie scheinen zu verabscheuen, was sie wünschen. Halte du nur an, halte du nur fest und laß sie nicht los, bis sie dein Weib wird! Es müßte wunderseltsam zugehen, wenn sie, die in so lauterer Einfalt gelebt hat, nicht fände, daß ein Gespiele ein köstliches Ding ist, und noch dazu ein Bräutigam, und welch ein Bräutigam!

So tröstete sich Prinz Qualiquo, und kam immer wieder, wenn die Prinzessin ihm auch mal entlief. Das ist aber wahr, sie ergötzte sich herzlich an seinen wunderlichen Gebehrden und Männchen und an den seltsamen Reden, die er ihr von Zeit zu Zeit hielt. Dann war es ihr Scherz, daß sie ihm auf das geschwindeste entlief bis zur entgegengesetzten Seite des Gartens,

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_281.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)