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Eine Minute, und die weissen Tauben wären verloren gewesen nebst dem kostbaren Schatze, den sie trugen. Aber hier war ihr Gebiet zu Ende, weiter als diese Alpenspitzen durfte sie nicht verfolgen und nachjagen. Sie flog nun ergrimmt zurück, und fuhr bald in den schönen Garten hinab und verwandelte ihn wieder in eine Einöde, was er gewesen war; ihren Sohn aber verwandelte sie in eine Krähe. Und so flogen beide davon, daß sie anderswo neue Schalkstreiche übten, denn hier waren sie zu Ende.

Und die Tauben flogen Tag und Nacht wohl hundert Meilen, bis sie endlich über einen großen Wiese schwebten, wo die Ihrigen versammelt waren. Es war aber auf Erden die schöne Frühlingszeit, wo alles in Freuden lebet und schwebet. Hier senkten sie sich sanft hinab, und sangen wieder:


     Wir tragen, wir tragen,
Wir drüfen’s nicht sagen,
Ihr dürft es nicht fragen,
Ein liebliches Kind.

     Goldringelein klinge!
Sandkörnlein und springe!
Und Spinnweb dich schwinge!
Nun schafft euch geschwind!


Und die drei weissen Tauben setzten sich zusammen auf die grüne Erde, und die erste spie das Sandkörnlein

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_294.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)