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aus, und die zweite holte das Spinnweb unter dem Flügel hervor, und die dritte streifte sich das Goldringelein vom Halse, und sie schütteten alle drei auf einander. Und die drei waren nicht faul und schufen sich unter einander zurecht, wie es seyn mußte – und in Einem Augenblick stand das schöne Lilienmädchen da auf der grünen Wiese, die drei Tauben waren aber weg. Aber sie waren mit dem ganzen weissen Völkchen unsichtbar um das Kind herum und flogen als Schmetterlinge und Gottspferdchen auf den Gräsern und Blumen um sie, damit sie sie recht beschaueten und sich an ihrer Schönheit ergötzten, oder sie sangen auch als bunte Vögel in den Zweigen, und sangen das süße Kind bald in einen sanften Schlaf, und tanzten dann ihren lustigen Sternenreigen um sie die ganze Nacht und machten die allerlieblichste Musik um sie.

Und Gunhilde lebte hier noch anmuthiger, als sie in dem Zaubergarten gelebt hatte. Die grüne Wiese lag in Mitten eines lustigen Haines an einem großen See. Es war da eine unendliche Mannigfaltigkeit von Bäumen und Blumen und eine liebliche Abwechselung von Bergen Hügeln und Thälern, die das Kind durchwandeln durfte. Nachtigallen Amseln Lerchen und andere kleine Singvögelein hatte es da in zahlloser Menge, und im See schlüpften silberne und goldene Fischchen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_295.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)