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fiel der Königin sogleich ein Traum ein, den die kleinen Weissen ihr wohl zugeschickt hatten, worin sie ihre Tochter wiedergefunden hatte ganz in derselben Gestalt. Sie hatte das aber für eine Gaukelei der Nacht gehalten, wie so viele Träume auch nichts anderes sind. Nun aber glaubte sie und umhalsete das süße Kind und drückte es entzückt an ihr Herz und rief: Ja du bist meine Tochter! Und sie riß dem Lilienmädchen das Busentuch auf und beschaute es unter der linken Brustwarze, wo ein röthliches Maal war gleich einem aufgebrochenen Röslein, das es mit zur Welt gebracht hatte. Und sie zeigte das Röslein dem Könige und sprach voll Freude: Sieh hier deine Roshilde! denn du wolltest sie Roshilde taufen lassen wegen des kleinen rothen Röseleins, ich aber Gunhilde, und ich habe es ersiegt. Und der König nahm das schöne Kind nun auch an sein Herz unter tausend heissen Küssen, und sie führten es darauf in ihr königliches Schloß und brachten sie in die Zimmer, in welchen sie als Kind gespielt hatte. Sie wußte aber nichts mehr davon sondern hatte nur ein Bild davon aus ihren Träumen.

Und das Kind mußte nun erzählen, und als die Aeltern sich satt gehört und gefreut hatten, da liessen sie die Botschaft erschallen, die

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_305.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)