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daß es ein glückhaftes und sieghaftes Geschlecht geworden ist. Die alte Hexe hat auch über sie und über ihr Haus nimmer wieder Gewalt gewinnen können, und Glück ist bei diesem Geschlechte geblieben viele lange Jahrhunderte, solange das Goldringelein bewahrt worden ist.



8.
Schneeflöckchen.

Schneeflöckchen war eine arme verwandelte Prinzessin, die in der Welt umherflog und Liebe suchte. Sie war ein wunderschönes Kind, schneeweiß und lieblich von Farbe mit himmelblauen Aeuglein und blonden Löckchen, und ihr Vater war ein sehr mächtiger König in Indien. Als sie sechs Jahre alt war, da starb ihre Mutter und sie bekam ein böse Stiefmutter. Diese gebahr dem Könige auch zwei Töchter, aber die waren häßlich wie Krähen und Schneeflöckchen blühete nur noch anmuthiger, wenn sie neben diesen beiden stand. Dies ärgerte die Königin, die eine böse Hexe war, und sie sann auf allerlei Tücken, wie sie das schöne Kind verderben könnte, das nun schon zwölf Jahre alt war. Sie mußte sich aber vor dem Könige in Acht nehmen, denn er liebte Schneeflöckchen mehr als sein Leben.

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_311.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)