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gerufen mitten in der schimmernden Herrlichkeit: O mein lieber Jakob! säße ich nur mit dir jetzt in einem schlechten Kleide unter einem grünen Baum, wie viel glücklicher wäre ich! Pfui der abscheuliche Schlangenkönig! wie hat er mich verlockt und verführt durch seinen Gesang!

Und als es Nacht ward, führte man sie eben so wie gestern in ihre Goldkammer und brachte sie ins Bett und löschte die Lampen. Und auch der Schlangenkönig kam eben so wieder wie gestern und schlich an ihr Bett und flehete, daß sie ihn ins Bett nehmen und lieb haben und Königin werden sollte. Sie aber ward noch viel böser als gestern und jagte ihn mit schlimmen Worten fort. Und Schlangenkönig mußte traurig wieder aus der Kammer kriechen und die Nacht wieder auf der kalten feuchten Erde schlafen.

So ging es noch drei Tage und Schlangenkönig versuchte noch dreimal, ob das Kind ihn lieb gewinnen und bei ihm schlafen wolle. Sie aber rief immer: Fort fort, du blanker gleissender Gaukler! Jakob wird mein Mann und kein anderer in Ewigkeit!

Mit dem fünften Male waren auch die Proben vorbei, welche Margrethchen auszustehen hatte, und der traurige Schlangenkönig rief nun den Frauen und Dienerinnen zu, daß sie sie des Schmuckes entkleiden und aus der goldnen Kammer

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_385.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)