Seite:De Arndt Mährchen 1 387.jpg

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geplagt und konnten den Tag singen und tanzen und oft auch in dem schönen Garten spazieren gehen und sich Blumen pflücken und die Vögelein in den Zweigen auf das allerlustigste singen hören; aber die Zeit ward ihnen doch herzlich lang in aller dieser Pracht und die meisten waren voll Traurigkeit und Sehnsucht. Die eine sehnte sich nach Vater und Mutter, die andere nach Bruder und Schwester, die dritte nach einem Herzallerliebsten; Margarethe sehnte sich nach nichts als nach ihrem lieben Jakob, von welchem sie sich so jämmerlich hatte weglocken lassen.

Jakob war bald gekommen, nachdem Margarethe von Schlangenkönig entführt war, und suchte seine Margarethe im Walde und auf der Weide bei den andern Hirten. Er fand sie nirgends, aber die Hirten sagten ihm, Schlangenkönig werde sie wohl weggefangen haben. Jakob hörte auch bald von einem Manne, der da unten am See pflügte, er habe in der Ferne ein Gewimmer gehört und das möge die entführte Margarethe wohl gewesen seyn. Der kleine Jakob war sehr traurig und mußte jeden Tag ja jede Stunde an sein Margrethchen denken und immer nach der Insel hinüber schauen, zu welcher sich kein Mensch wagte; denn es ging die Sage, derjenige müsse gleich des blassen Todes seyn,

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_387.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)