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der sich ohne ein sicheres Pfand in dieses Gebiet des Schlangenkönigs wage. Da schaute Jakob traurig und sehnlich hinüber und seufzete: Ach Margrethchen! Margrethchen! warum hast du dir die Ohren nicht zugestopft, als der lügnerische und gleißnerische Schelm sang? und rief auch wohl zuweilen für sich: Halt dich wacker, Margrethchen! werde keine Königin, Margrethchen! Das hatte er aber gewiß nicht nöthig; denn Margarethe war ihm treu wie Gold. Das war ihm aber das Allertraurigste bei dieser Geschichte, wenn er Schlangenkönig über die Wiesen hinschlüpfen sah in seinem bunten Rock, daß er ihm nichts thun durfte.

So waren Jakob zwei Jahre verflossen in Gram und Traurigkeit über seine liebe verlorne Margarethe, da hörte er von einem alten Schäfer einen Rath, wie man verzauberter Prinzen und Prinzessinnen und selbst der Hexen und Hexenmeister Herr werden könnte, und wenn sie noch so schlimm wären. Und Jakob ging flugs in den Wald und hieb sich einen großen knotigen Dornstock aus einem Dornstrauch, welcher der Kreuzdorn heißt, und darauf schnitt er noch ein Kreuz aus. Als nun Schlangenkönig das nächste Mal wieder über die Wiese hinschlängelte, faßte Jakob sich ein Herz und fuhr auf ihn zu, so daß der Schlangenkönig sich verwunderte, was der Bauerbursche

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_388.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)