Seite:De Arndt Mährchen 1 435.jpg

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dreist und kühn; aber mancher hat es schon bejammert und muß sein schönes Leben, das er so lustig hätte verbringen können, in der kalten Finsterniß oder in dem schauerlichen Wasser vertrauern. Die Unterirdischen die Elfen die Bergschmiede die Nixen und Seejungfrauen sind gar gefährliche Feinde, welche der blühenden Jugend nachstellen und sie in allerlei Schlingen verstricken und zu sich locken. Aber die gefährlichste und zaubervolleste von allen ist die große Seejungfrau oder Seekönigin, welche über alle Geister und Geisterchen herrscht, die in Quellen Bächen Strömen und Seeen wohnen.

Diese Seejungfrau wohnt gewöhnlich in großen und tiefen Seeen, die von grünen Bäumen und Büschen umgeben sind; denn Bäume im grünen Walde muß sie haben, unter welchen sie die schöne Sommerzeit und Frühlingszeit spielen und sich ergötzen kann. Diese liebliche Frau erscheint unter mancherlei Gestalten und kann sich vielfach verwandeln, damit sie die Junglinge, die sie liebt und in ihre Gewalt haben will, desto leichter und sicherer ankirren und verlocken könne. Denn sie ist ein rechtes Wunder von einer Frau. Gewöhnlich aber erscheint sie in folgender Gestalt.

Sie ist eine wunderschöne und anmuthige Jungfrau, schlank und hoch von Wuchs, mit

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_435.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)