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Kind! ich will dir Geld geben und du sollst dir ein viel schöneres Hündchen kaufen. Ach! Mutter! rief das Kind, laßt mich nur dieses schwarze Hündchen behalten, es ist das liebste und schönste, und thut mir nicht den Schmerz und verachtet mir es so. Und sie drückte der Mutter die Hand und bei diesen Worten liefen ihr die hellen Thränen über die Wangen. Und Else schwieg still und ging weg und dachte ihr Theil; denn sie wußte, daß Mariechen ein besonderes Kind war und auf ihrem Sinn bestand. Also ließ sie es geschehen mit dem Hündlein, weil sie wohl mußte.

Der kleine schwarze Hund war wirklich so garstig, als man nur einen Hund sehen konnte. Wieviel Mariechen ihn auch waschte und striegelte und kämmte, er war gleich wieder rauh und schmutzig; auch sah er aus wie ein Hundegreis, keinen Zahn hatte er mehr im Munde, seine Augen waren triefend, sein Gebell war jämmerlich, von Gemüth war er traurig und beissig und kein Mensch konnte ihn ausstehen und alle Leute erstaunten, daß Mariechen dieses häßliche und widerliche Thier so viel herzte und küßte und so zärtlich mit ihm umging, und einige sagten wohl hinter ihrem Rücken: das geht wohl nicht mit rechten Dingen zu, das hübsche Mädchen muß mit dem häßlichen Hunde

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 466. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_466.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)