Seite:De Arndt Mährchen 2 055.jpg

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sach nah, um reep: o mine armen negen Vägelkens! Marieken, du wilde Hummel, wat hest du dhan un wo büst du herüm lopen? Denn all de Negen legen dood un vördüstet då. Un de Frau, een fram un klok Minsch, besprack sick mit ehrem Mann, un den Namiddag nam se Marieken vör un sede ehr mit warnender Stimm: du armes Kind! du wildes fluttriges Kind! wo mennige swåre Gedanken hest du mi un dinem Vader all makt! un nu müßt du lang beden un büßen för de armen Vägelkens un för dine sündliche Vörgetsamheit, un wi willen sehn, ob wi di betern känen. Un ick arme Frau hew’t mit Gebet un mit dusend Thranen to Gott lawt un em üm sinen Segen dåto anfleht - und dat is’t, wat ick un din Vader Gott lawt hebben:

Wiel et negen Vögel weren, de dör dine Schuld so jämmerlich verdösten müßten, so schast du negen Jåhr jeden Dag negen Stunden sitten un Side spinnen un lesen un beden, ob de leewe Gott di dine Sünd üm de Vägelkens vörgewen un di up sinen rechten stillen Weg setten wull. Un as se disse Würd spraken hedde, nam se dat Kind un drückte se an ehr Hart, un weende sehr; äwerst dat arme Marieken weende noch veel mehr. Un don ging de Frau hen un makte up dem Bänen een lütt Stüwken torecht, un fettede Mariekens Spinnrad dåhen un lede Side tom Vörspinnen dåbi, un dann nam se dat Kind, führde se de Trepp herup un spunde se in. Äwerst se hedd ehr ook eene Bibel un een Gesangbook up dat Dischken leggt un seggt: Jede twee Stunden, wo du de Klock van dem Thorm slan hürst, les een paar Vers ut dissen heiligen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_055.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)