Seite:De Arndt Mährchen 2 073.jpg

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Nacht keene Rauh hedd un upstahn müßt un in’t Feld gahn. Un nüms wüßt, wo he hen ging. He ging äwerst nah Kenz un up den Kenzer Karkhoff un lag up dem Grawe, worin sin Schatz vörgraben lag, un he meende, denn were em am nüdlichsten to Mod in sinem ganzen Lewen. Un he hedd dat nich heemlich vör siner jetzigen Frau, datt dar sines Hartens Froidenstunden weren un datt he dat Nachtwandeln nich laten künn. Un då lag un satt he in dem schönen grönen Sommer un in dem kolden bittern Winter, wo de Wülw un Vöss vör Frost hülen un de Tunköning de Lütte üm de Finster flüggt un piept. Un då hebben de Kenzer Lüde en eenen Morgen funden, datt he lang utstreckt lag, as hedde he dat Graß küssen wullt un mit sinem Armen ümfaten. Un so hett he eenen schönen seligen Dood nahmen un Gott un sine olde Leewste hebben en to sick ropen in dat himmlische Paradies, wo he nu de Kron dreggt. Un he hett so früntlich då legen, as de in Froiden ut disser Welt henäwergahn. Un se hebben en in’t Graf leggt bi sinen Schatz un em då mit köhler Erd de warme Leewe todeckt. Un datt hett sick begewen, as dat Gras un de Böm bloihden, då wussen de schönsten Liljen un Rosen ut ehrem Grawe allen tom Teken, datt twee true Harten då begrawen sünt. Un de Blomen sünt jedes Fröhjåhr wedder utbraken un hebben mennig schön Jåhr bloiht, bet se eenen groten Steen up de Gruft leden. Don was’t vörbi.

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_073.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)