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einmal an einander und arbeiteten so mächtig mit den Hörnern, daß kein Mensch sich unterstand ihnen nah zu kommen, geschweige sie aus einander zu bringen, und daß der Schulze sich auf einen hohen Zaun geflüchtet hatte, von wo er dem Kampfe zusah, sich die Haare ausraufte und die Hände über dem Kopf zusammenschlagend rief: o meine schönen Thiere! einer wird wohl auf dem Platz bleiben müssen. Dies hörte Hans, der eben aus dem Felde kam, und bedachte sich nicht lange. Muthig sprang er zwischen die Stiere, packte den größten und mächtigsten bei dem Horn, riß ihn herum, und gab ihm mit der geballten Faust einen Schlag vor den Kopf, daß er alle Viere von sich streckte und nimmer wieder aufstand. Der Bauer und alle, die den Stier hinstürzen sahen, erschracken, und der Bauer dachte bei sich: was hast du für einen Knecht? und kreuzte und segnete sich, und erinnerte sich dabei vieler Zeichen unglaublicher Geschwindigkeit und Stärke, die sein Knecht Hans von sich gegeben hatte. Er schwieg aber für diesmal, denn die Worte starben ihm im Munde und er getraute sich nicht dem Hans über diesen Schlag etwas zu sagen. Erst nach acht Tagen rückte er leise damit heraus, daß er seine Wirthschaft kleiner machen und deswegen einen Knecht abschaffen müsse. Und Hans hat gemerkt, daß die Rede ihm galt, und gesagt: Glück dazu! Herr Schulze, ich ziehe weg — und hat sein Bündelchen geschnürt und ist flugs seine Straße gezogen. Er wußte aber nicht, daß die Faust vor der Ochsenstirn ihn um seinen Dienst gebracht hatte. Der Schulze ließ sich, als Hans weg war, gegen seine Frau merken, das müsse gewiß

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_231.jpg&oldid=- (Version vom 19.8.2017)