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und er hatte einen prächtigen neuen Scharlakenrock an mit goldnen Tressen und einen Tressenhut mit Federn wie ein großer General und Stiefeln mit Sporen, und sah sehr freundlich und lieblich im Gesichte aus. Und Hans verwunderte sich, daß ein so vornehmer großer Herr so im Staube auf dem Wege da lag, und trat an ihn heran und fragte: Was ist los, Gnädiger Herr? was ist euch widerfahren, daß ihr hier in der Hitze und im Staube so auf dem Wege liegen und so jämmerlich um Hülfe schreien müßt? Und der scharlakene Mann antwortete: Ach! ach! der schändliche Bube! Ich hatte einen Bedienten, der trug mich, und der Schelm hat mich diesen Morgen hingeworfen und meinen Mantelsack und mein Reisegeld mitgenommen und ist davon gelaufen. Denn du siehst wohl an meinen Füßen und an meinen weiten und großen Stiefeln, daß ich nicht wohl gehen kann: mich plagt schon manche Jahre das Podagra und ich kann auch das Fahren und Schütteln im Wagen nicht vertragen und muß mich daher tragen lassen. Ich wollte nun in die Bäder von Töplitz und Karlsbad in Böhmen, und da hat mich der Gauch so böslich auf dem Wege liegen lassen. Und Hans betrachtete sich den rothen Herrn genauer, und sagte: Nun das muß ich sagen, wenn ich eure Stiefeln ansehe, die schnurrigsten Füße müßt ihr haben, womit je ein Mann auf dieser Erde fortgespannert hat, und das muß wohl ein recht schlimmes Podagra seyn; denn wie kurz ist der eine Stiefel, als stampfte ein Pferde- oder Ochsen-Fuß darin, und wie weit und breit ist der andre! Und die beiden schwatzten eine Weile mit einander,

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_235.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)