Seite:De Arndt Mährchen 2 247.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sagen: Hans lügt wie ein Schelm; und doch wäre der Hans kein Schelm, sondern die Wahrheit müßte zum Schelm werden, wenn das Lüge heißen sollte.

Und Hans saß da eine lange Zeit im Grase an dem Wege, und fiel zuletzt in tiefe Gedanken, und sein Herz lief ihm rückwärts zu seinen lieben Verwandten in Deutschland hin und zu seiner trauten Heimath Mansfeld und Eisleben und zum Meister Peters und zu seinem Vater; und er mußte bitterlich weinen und ausrufen: O ich will wieder nach Westen in das liebe Deutschland zurück! Ich bin weit genug in der Welt gewesen, und in welcher gefährlichen Gesellschaft hab’ ich meine Wanderschaft gemacht! Und hätte Gott mich nicht in Gnaden gewarnt und behütet, wo säße ich jetzt? – Und bald fiel er unter tausend heißen Thränen auf seine Kniee und betete, und dankte Gott für die große Gnade und Treue, die er an ihm gethan hatte. In solchen frommen Gedanken mtd Gebeten schlief er ein und schlief wohl zehn volle Stunden.

Und es war Nacht geworden und wieder Morgen, und mit dem frischen Morgen und der hellen Sonne sind dem Hans auch frische und helle Gedanken gekommen, und er hat gesagt: Nein! ich will noch nicht umkehren, ich will noch weiter gegen Süden gehen, ich will mal sehen, wie es in der Wüste und bei dem Mohrenkönige aussieht und ob das Lügen sind, was der Rothe mir erzählt hat. Denn ist auch die ganze Wüste voll Zauberei und der schwarze König selbst der größte Hexenmeister, was kümmerts mich? Bin ich mit dem Scharlakenen fertig geworden und habe ich ihn bis zu einem kleinsten Wurm

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_247.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)