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Sandwolken, die oft ganze Heere mit all ihrem Zeuge und mit Rossen und Kameelen begraben, geschweige einen einsamen Wanderer! Und zu allem dem noch die Zaubereien und die bezauberten Thiere, wovon es im Lande des Mohrenkönigs wimmele, und der Mohrenkönig selbst, der, wie die Sage geht, ein fürchterlicher Riese und Menschenfresser sey. Alles dies und viel Anderes hörte Hans geduldig an, und merkte wohl so viel, daß, wer zum Mohrenkönige wolle, immer gradaus gegen Sonnenuntergang gehen müsse. Was sie ihm aber von wundersamen Abentheuern bezauberten Thieren Ungeheuern Ungethümen und Gefahren erzählten, das schlug ihm den Muth nicht nieder sondern entflammte ihn vielmehr. Er legte sich darauf ruhig schlafen, hatte einen glücklichen Traum, worin er Riesen und Drachen niedermachte, und begab sich den folgenden Morgen munter auf den Weg.

Und als er etwa zwei Stunden gegangen war, da gewahrte er bald, daß nun die Wüste begann; denn es war nun nichts mehr zu sehen als Eine unabsehliche Sandebene, wo hie und da ein mageres Gräschen und zuweilen ein kleines Haidebüschchen erschien. Auf solchem Boden ging Hans den ganzen Tag in der brennenden Sonne, und fand keinen Baum, worunter er sich schatten, keinen Quell, woraus er sich erquicken konnte. Den Abend legte er sich müd und matt unter dem offenen Sternhimmel hin, faltete die Hände, betete recht inbrünstig, und schlief bald ein.

Kurz vor Sonnenaufgang ward er durch ein Gebrüll geweckt, und fuhr von seinem Lager auf, und griff nach

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_250.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)